KI-Innovationen im Konzernumfeld pragmatisch, nutzernah und skalierbar zu entwickeln ist eine Herausforderung. Im Interview erklärt Frank Mielke, Development Lead bei Bosch Digital, wie sein Team mit hoher Geschwindigkeit neue Lösungen realisiert, warum Nähe zu den Nutzenden ein strategischer Vorteil ist und wie sich der Wandel von GenAI zu Agentic AI von Beginn an konzeptionell verankern lässt.
Herr Mielke, wie gelingt in einem High-Speed-Team die Balance zwischen „jetzt schnell liefern“ und „global tragfähig bauen“?
Auch das agilste Innovations- oder KI-Team arbeitet im Konzern immer gegen komplexe Prozesse. Man muss sich dieser Dualität bewusst sein. Der Rollout nimmt in der Regel die meiste Geschwindigkeit. Den internen KI-Assistenten „AskBosch“ haben wir beispielsweise konzernweit für 336.000 Mitarbeitende mit IT-Zugang ausgerollt. Das kostet einfach Zeit, vor allem in Anbetracht vieler unterschiedlicher Geschäftseinheiten. Umso wichtiger ist die Geschwindigkeit in der Entwicklung. Hier arbeiten wir in sehr schnellen Zyklen. Unser Ansatz ist es dabei, auf bewährten Best Practices aufzubauen, beispielsweise was User Interfaces betrifft. Wir orientieren uns dabei an den Marktführern, um schnell funktionierende Lösungen zu liefern. Wir greifen heraus, was funktioniert, und verbessern es an den Stellen, die für die Nutzenden entscheidend sind.
Wo setzen Sie bei der Identifikation dieser entscheidenden Hebel aus Nutzendensicht an?
Die Frage ist: Wo können wir den größten Mehrwert bringen? Wir haben die Möglichkeit nutzerzentriert und mit möglichst wenig Overhead zu entwickeln. Ein gutes Anforderungs- und Feedbackmanagement ist zentral, um in der notwendigen Geschwindigkeit die richtigen Themen zu priorisieren und umzusetzen. Und: Messbarkeit. Diese erfolgt aktuell häufig nur auf Basis von Anekdoten, muss aber strukturell angegangen werden. Auch hierfür ist das Nutzendenfeedback entscheidend. Anhand dessen lässt sich etwa tracken, welche Funktionen verwendet werden.
Zuvor haben Sie erwähnt, dass „AskBosch“ bereits von über 300.000 Mitarbeitenden genutzt werden kann. Wie lässt sich da ein verantwortungsvoller Umgang mit der KI sicherstellen?
Education ist das Eintrittstor. Ein Beispiel: Vor der ersten Nutzung unseres internen Assistenten „AskBosch“ werden die Guidelines vorgestellt und man muss anhand eines kurzen Quiz nachweisen, dass man diese gelesen und verstanden hat. Ist der Einstieg geschafft, gilt es die Nutzenden zu leiten und Moderation sowie Transparenz in die Gestaltung der User Experience aufzunehmen. Wenn Mitarbeitende beispielsweise beim Grounding die sichere Sandbox verlassen und zur offiziellen Google-Suche übergehen, erhalten Sie einen entsprechenden Hinweis sowie die Information, dass sensible Daten an dieser Stelle nicht eingegeben werden dürfen.
Das ganze Interview mit Frank Mielke gibt’s in unserem Whitepaper „Road to Agentic AI. Faszination Automatisierung“.